Bis in die jüngste Vergangenheit sterben bei der blinden Jagd Männer in der Wildnis. Kanadische Historiker ermitteln 55 Tote. Quelle: ZDF
Nach unserer Rückkehr begannen Detlef und ich sofort mit der Erkenntnisanalyse unserer Expedition und wir erstellten den Plan für das kommende Jahr. Mein Konzept sowie meine recherchierten Grundlagen erörterte ich mit einem Aachener Filmproduzenten, in der gemeinsamen Absicht, dass er im kommenden Jahr unsere Expedition filmisch begleiten und aus dem Material einen Dokumentarfilm erstellen würde. Unser Vorhaben wurde schriftlich formuliert und dem ZDF zugesandt. Die anschließenden Gespräche mit dem zuständigen ZDF – Redakteur ergaben, dass von Seiten des Senders Interesse an dem geplanten Dokumentarfilm bestand. Schließlich kam es zu den entsprechenden Vertragsabschlüssen und die Zeit der intensiven Vorbereitungen begann. Nachdem ich im Januar 2004 das Team neu besetzt hatte, ließ unsere personelle Konstellation nur wenig zu wünschen übrig, außer der Tatsache, dass Detlef wegen einer Knieverletzung nicht mitreisen konnte. Jo war wieder dabei, sein kontinuierlicher Arbeitseifer und sein ausgeprägter Teamgeist waren und blieben unverzichtbar. Dazu Wolf, der altgediente Routinier, ob Autopanne oder Ladehemmung, er reparierte alles und war ein hervorragender Buschkoch.
Dann kam Hans. Wir kannten uns seit fünfundzwanzig Jahren und hatten bereits drei Monate ohne Zelt und ohne Schlafsäcke in den Rocky – Mountains verbracht. Auch Norman, ein hervorragender Physiotherapeut mit Know – how aus Kambodscha und Vietnam gehörte in unser Team. Dazu kam Damien, der Universitätsdozent mit Praxisbezug. Seine fundierten ethnologischen und anthropologischen Kenntnisse verhalfen uns zum besseren Verständnis der westkanadischen Ureinwohner. Mit diesen sachverständigen Leuten, welche auch informell sehr umgänglich waren konnte ich sehr zufrieden sein.
Der expeditionserfahrene Ausrüster Richard Helmrich von der Fa. Transglobe, stellte mit viel Sachverstand, gönnerhaft und großzügig unsere Ausrüstung zusammen. Ich kannte unser zukünftiges Operationsgebiet und auch unsere Konkurrenten. Auf diese Erkenntnisse basierend, baute ich unsere Vorbereitungen auf.
Jo kümmerte sich um die Kletterei, er kam mit bergsteigerischen Wunschzetteln und „nötigte“ das Team zum Umgang mit Seil und Abseilachter. Wolf erstellte technische Listen, zudem kümmerte er sich um unser Aufklärungs – und Sicherungstraining. Norman hatte nun seine „Patienten“, da wir uns alle körperlich trainierten und nur selten ein wehklagen zu vernehmen war, hatte er sich nur wenig unserer Bänder und Sehnen anzunehmen. Anderseits war und ist er der „ruhende Pol“ unseres Teams und er sorgte auf seine unnachahmliche Art immer wieder für den Ausgleich der, manchmal erhitzten, Gemüter.
Hans zog uns regelrecht an den Wochenenden ins Gelände. Stellvertretend für den kanadischen Busch mussten die belgischen Ardennen herhalten. Die Survival – Skills kannten ja alle, das war bereits Routine aber damit nicht genug. Der Kerl trug jedes Mal ein Bündel verschlossener Briefkuverts mit sich. Waren wir gerade einmal ruhig und zufrieden, so nahm er seine Briefe und hielt sie uns fächerförmig, wie ein Zocker seine Karten hält, vor die Nase und animierte uns einen Brief zu ziehen und zu öffnen. Tat man ihm den Gefallen, so hatte man wieder für die nächste Stunde ein Programm mit „Blut, Schweiß und Tränen“ zu absolvieren. Wenn die Aufgaben verlesen wurden, hörte man verhaltene Proteste aber es wurde getan. Wir improvisierten Krankentragen und schleppten unsere Verletzten durch Sumpf, Bäche und bergaufwärts, wir fällten Bäume in wenigen Minuten, wir nahmen Deckung auf Zuruf und auch auf Handzeichen, wir bildeten Ketten wie es das Bolschoi – Ballett nicht besser könnte, wir enterten Baumwipfel und seilten uns ab, dass die Seile erhitzten aber wir wussten, dass diese Schikanen uns zu Vorteilen verhalfen. In einer unterirdischen Schießanlage wurden wir zu treuen Dauerabonnenten. Der Umgang mit den Waffen war uns geläufig wie das Zähneputzen, hier wurde verfeinert. Es wurden Räume gesichert und es wurden Räume eingenommen. Unser Erfolg basierte auf unserer perfekten Harmonie des Zusammenwirkens, wir waren ein Team und wurden deutlich zu mehr, wir waren nun wie „Brothers in Arms“. Was wollte oder konnte uns denn aufhalten?
Mit dem Kernteil unserer Filmcrew reiste ich als Vorhut nach Kanada, um dort die Drehorte zu erkunden, sie zu prüfen und gegebenenfalls einzuplanen. Meine Sorgen wurden rasch zur Gewissheit, ich war mit einer ziemlich aufgedrehten und überspannten Horde unterwegs und einige Male schämte ich mich wegen meiner Gesellschaft, welche von sich glaubte besonders „en vogue“ zu sein, wenn sie beispielsweise in den einfachen ländlichen Restaurants, während der Bestellung, dekadent ihre „höheren“ Ansprüche propagierten.
Nach leidigen zehn Tagen konnte ich mein Team auf dem Airport begrüßen. Jo war offensichtlich erleichtert, dass es endlich losging, er stellte sich nicht nur einer Aufgabe, nein er suchte sie. Hans war erfreut, dass alles programmgemäß verlief, war aber sichtlich müde, da er doch vor dem Abflug noch bis früh um Vier gearbeitet hatte. Norman war ausgeglichen wie immer aber in neugieriger Erwartungshaltung. Der groß gewachsene Damien überragte die Truppe wie ein Vater seine Kinderschar. Wolf grinste verdächtig verschmitzt und ich ahnte „schlimme Dinge“. Anfangs wich er meinem Blick etwas aus und ich erahnte, dass er wieder ein Ding gedreht hatte. Entweder hatte er sich an Bord einer neuen Bekanntschaft zugewandt oder er hatte fürsorglich für das Team die edelsten Alkoholbestände der Air – Company okkupiert. Nach zweihundert Kilometern Fahrt gelangten wir nach Hope, unserem Ausgangspunkt. Hier wurden bereits die Filme „Shoot to Kill“ mit Tom Berenger und Sidney Poitier sowie auch „Rambo First Blood“ mit Sylvester Stallone gedreht. Einige der markantesten Locations aus den beiden Klassikern wurden auch in unserem Filmwerk verewigt. Am nächsten Morgen sollten die Dreharbeiten zu unserer Expedition beginnen. Vor Ort bemerkten wir ziemlich verwundert, dass unser Produzent, Regisseur, Autor und Kameramann in Personalunion, sich zunehmend als narzisstischer Egomane entpuppte. Dabei war er zur Zeit unserer Vertragsverhandlungen noch neugierig, normal und nett. Wahrscheinlich spielte er zu dieser Zeit die schwerste Rolle seines Filmlebens. Sein divahaftes Gehabe und das hektische Durcheinander seiner Filmcrew wurde vom Expeditionsteam mit Verwunderung und manchmal mit bewusstem Abstand registriert. Sie hangelten sich zwischen Sushi und Sauna von einer Unzulänglichkeit zur nächsten, während unser Expeditionsteam störungsfrei und zuverlässig, wie ein Schweizer Uhrwerk funktionierte. Wir bemerkten auch, dass unsere eigentliche Expedition und die damit verbundene, zu verfilmende Geschichte immer mehr verfälscht wurden und in Gefahr gerieten, total abzudriften. Von einer vertraglich zugesicherten, filmischen Begleitung unserer Expedition war immer weniger die Rede.
Zum Glück wurde die Filmarbeit von Nils Visé, einem externen, exzellenten Produktionsleiter aus Berlin betreut. In den fünf Wochen vor Ort, habe ich nie eine private Auszeit bei ihm bemerkt. Die tägliche Kooperation mit ihm, seine Bemühungen und seine absolute Zuverlässigkeit entschädigte uns für manches Ertragene. Rob Nicholson integrierte sich in von einer Minute auf die Nächste. Er avancierte schnell zum honorigen und humorigen Mittelpunkt unseres Teams. Ein besonderer Drehtag wird uns allen in guter Erinnerung bleiben.
Unsere Filmarbeit führte uns zum malerischen Anwesen eines wahren Oldtimers, der lebenden Cowboy-Legende John Fulford.
Der alte Stuntman hatte einst auch Robert Mitchum in dem Western „River of no return“ gedoubelt. Er beeindruckte gerne mit zwei schweren Colt – Revolvern, die er wie ein Westernheld am Gürtel trug und warnte hochdramatisch vor Gürtel trug und warnte hochdramatisch vor seinen „mean dogs“, dabei schienen die beiden Tiere absolute Pazifisten zu sein. Das Schreiben und das Lesen sind nie sein Fach gewesen aber singen konnte er, in einer Art näselnd, wie man es mitunter in den alten Westernfilmen der vierziger Jahre erlebt. Nach dem dünnen, obligatorischen Coffee kredenzte er stoisch und unbeachtet der frühen Stunde, Bourbon-Whiskey. Zum „warm – up“ redeten wir über die Jagd, seinen beiden Sasquatch – Begegnungen und das Buschleben. John war in seinem Element. Nur Walter Brennan oder der alte John Wayne hätten das Szenario noch vervollkommnen können. Als er mich gönnerisch fragte, ob ich besondere Wünsche zum abendlichen Barbecue hätte, zählte ich augenzwinkernd Unmögliches auf: Einen fünfbeinigen Elch, eine halbe Schubkarre voller Sockeyes (Lachse) und eine dicke Klapperschlange. Während unserer Dreharbeit rief John mehrmals: „Come on have a break!“ und hielt dabei die Whiskeyflasche hinter seinem Rücken. Nach zwei Stunden kam er grinsend mit einer Schubkarre voller frischer Sockeyes, die dann während einer Drehpause von Wolf und Norman am nahen Fluss ausgenommen und gesäubert wurden. 1:0 für John! Nach Drehschluss trafen wir uns zum Barbecue. Ich traute meinen Sinnen nicht, das roch wie Elch und das schmeckte wie Elch. Obwohl in diesem südlichen Landesteil kein Elch anzutreffen ist, hatte der Kerl doch Elchfleisch in unbezwingbarer Menge organisiert. Zum Ausgleich habe ich mir dabei gerne seine erlogene Geschichte einer wilden, sonderbaren Elchjagd wiederholt angehört. Mittlerweile trafen drei ledige Mütter mit ihren lebhaften Kinderchen ein und belauerten uns regelrecht. Die Aufmerksamkeit der Dorfschönen galt aber weniger uns sondern mehr unseren Reaktionen, als Cowboy – John uns eine gebratene Klapperschlange servierte. Wolf und ich hatten bereits unsere Erfahrungen mit etlichen Schlangenarten verbucht, mit selbstgebackenem Brot und „Augen zu…“ genossen wir dann den Braten. Guter alter John! Später erklärte Johns Frau mir ihren sonderbaren Businessplan zur Gründung einer Guest – Ranch. Sie suchten nach Investoren. Die Ranch und die Immobilie brachte sie darin mit in den Grundstock ein. Etwas später erfuhr ich, dass weder das Eine noch das Andere ihnen gehörte. Oh wild – Wildwest!
Unsere Fahrzeugkolonne bestand aus einem Range – Rover und zwei Landrover – Discoverys. Dazu fuhr die Filmcrew zwei Ford – Doublecabs mit aufliegenden Trailern und einen Pick – up – Truck mit „Huckepack – Camper“. Unser Konvoi verließ die zweispurige Schotterpiste und bog in eine „Deadend – Road“ am Ufer des Lilloeet – River in Richtung Glacier – Creek. Die einspurige Bushroad führte uns an einem Berghang entlang und war offiziell gesperrt. In einigen Bereichen hatten Erdrutsche die abenteuerliche Piste blockiert und wir hatten etliches Geröll zu beseitigen, um dann mit Einweisungen und im Schritttempo, die so geschaffenen schmalen Passagen zwischen Berghang und Steilufer zu überwinden. Nach neunzehn Kilometern erreichten wir eine Stelle, welche uns rechts des Weges genügend Platz bot, um unseren Fuhrpark abzustellen und ein Camp einzurichten. Auf der einen Seite rauschte der Lilloeet etwa fünf Meter entfernt und ca. zehn Meter unter uns. Auf der anderen Seite begrenzte undurchdringlich erscheinender Busch unser Gesichtsfeld.
Mit den schweren Fahrzeugen konnten wir nicht näher an den Glacier – Lake gelangen.
Am nächsten Tag unternahmen wir eine Exkursion zum oberen Ende des Sees. Als wir bei letztem Tageslicht wieder unser Camp erreichten, hatten wir mehr als dreißig Rucksack – Kilometer hinter uns gebracht. Jo hatte am sumpfigen Ufer mehrere Kilometer Pfad mit der Machete freigeschlagen. Ohne diese schweißtreibende und Mücken lockende Arbeit war das Gelände unpassierbar. Wolf hatte dabei ein unfreiwilliges Moorbad genommen und Hans war sehr verwundert, dass mein unter Wasser eingeklemmtes, rechtes Fußgelenk oder mein rechter Unterschenkel während eines Sturzes nicht brachen. Das zerrte heftig im Nachhinein und tat verdammt weh aber da war noch ein rechtes Fußgelenk oder mein rechter Unterschenkel während eines Sturzes nicht brachen. Das zerrte heftig im Nachhinein und tat verdammt weh aber da war noch einBerghang zu nehmen und auch etliche Kilometer Heimweg waren schnell zu bewältigen. „It´s a long way to…“ oder mit Blüchers Worten: “Dran, drauf, drüber!“ Nur so kommt man, mit gequälten Füßen, dem fernen Ziel näher. Kurz vor der Dämmerung erreichten wir unser Camp. Nils hatte den Tag im Camp verbracht und Brandholz für die Kochstelle vorbereitet. Seine Mühe sollte belohnt werden, denn nach anderthalb Stunden hatte Wolf ein derart wohlschmeckendes, fernöstliches Gericht gezaubert, dass Alle voll des Lobes waren und das abendliche Camp – Dinner in Völlerei ausartete. Wahrscheinlich waren auch Mosquitos und einiges an Asche aus dem Campfeuer in dem Zehnliterkochtopf gelandet aber es war dunkel und man sah nicht all zu viel. Also was soll´s? Während wir das dampfende Menu aus unseren überdimensionierten Blechtassen aßen, hatte sich nach und nach das komplette Team unter die Wetterschutzplane begeben. Manche saßen auf ihrem Rucksack, andere halb liegend. Nils wünschte noch Kaffee. Irgendjemand ließ im Halbdunkel des Feuerscheins eine Flasche von Mann zu Mann reichen. Alle waren zufrieden und rechtschaffen müde. Als plötzlicher Regen einsetzte, bemerkte Damien als erster, dass die Plane mehrere Brandlöcher erlitten hatte und verzog sich mit seinem Schlafsack in eines der Fahrzeuge. Norman folgte als Nächster. Da die Brandlöcher so gerecht verteilt waren, dass Jeder seine Portion Regenwasser ab bekam, suchten wir kurzerhand alle unsere Schlafplätze in den Fahrzeugen. Kurz vor 02.00 Uhr weckte uns lautes Heulen. Es war die Alarmanlage des Range – Rover. Gleichzeitig hörte ich, wie neben mir der Verschluss einer Waffe noch vorne schnellte, es war Wolf der da hinaus schlich. Ich sagte ihm noch, er solle ohne Licht agieren und ein leichtes Nachtsichtgerät mitnehmen. Den Anderen sagte ich, dass sie in den Fahrzeugen bleiben sollten, um draußen fatale Verwechslungen oder Irrtümer zu vermeiden. Nach einigen Minuten kam Wolf ergebnislos zurück und ein zweiter Mann schaltete nun die heulende Alarmanlage ab. Nun bei Licht bot sich uns ein abenteuerlicher Anblick. Wolf war nass und schmutzig, unter seinem olivfarbenen Poncho war er nur mit seiner Unterwäsche bekleidet und trug dazu offene Schnürstiefel. Grinsend erstattete er eine überzogene aber förmlich korrekte Meldung. Ein Wolf – typischer und unvergesslicher Moment. Für den Rest der Nacht blieben die Parkleuchten eingeschaltet. Sollte es noch einmal zu einer Störung kommen, so wäre der Verursacher leichter auszumachen und man verriet nicht durch den Gebrauch von Taschenlampen die eigenen Positionen.
Am nächsten Morgen untersuchte ich den Range – Rover und die Umgebung des Fahrzeugs.
Ungewöhnliches war nicht feststellbar. Der steinige Boden ließ keine Spurendeutung zu. Sieben Meter neben dem Fahrzeug war unsere Kochstelle. Sollten die Nahrungsgerüche Raubwild angezogen haben? Der Kochkessel war noch zu einem Viertel mit dem gutriechenden Essen vom Vorabend gefüllt und hing unberührt unter dem Dreibaum, welcher direkt über dem rauchenden Feuer stand. Oben am Dreibaum hing, etwa anderthalb Meter hoch, noch eine halbe Salami. Auch diese war leicht zu riechen und kein Bär hätte ihr widerstanden. Das schwelende Feuer hätte einen Bären nicht von den Nahrungsmitteln abgehalten, hatte ich doch Jahre zuvor einen Schwarzbären beobachtet, als er Fischreste vom Rand eines Feuers weg fingerte und Grizzlys sind dabei wesentlich dreister. Manchem Leser mag das alles als sehr leichtsinnig erscheinen aber ich hatte in den 24 Jahren davor genügend Gelegenheiten die Attitüden von Schwarz – und Grizzlybären einzuschätzen. Oben am Peace River hatte ich mit der Jagd und Verarbeitung dieser Spezies bereits dreizehnmal meine Erfahrungen gesammelt. Die Leute waren alle in den Fahrzeugen und wenn ich das Licht meines Fahrzeuges einschaltete, war der ganze Camp – Kochplatz hell erleuchtet. Die Gruppe bestand nicht aus Naivlingen und jeder sah was da angedacht war. Der oberste Herrscher unserer Filmcrew verschwand bereits bei nahender Dunkelheit mit dem Continuitygirl in seinem Camper und schloss sich dort ein. Auch tagsüber traute er sich nicht im Bush hinter einem Baum zu pinkeln, entweder nur unter Begleitung oder 3 m neben einem Fahrzeug. Es wäre uns allen ein großes Vergnügen gewesen, wenn seine Nachtruhe etwas robust gestört worden wäre. Er hätte dann aus dem sicher aus dem Fahrzeug nach uns gerufen, wie das Kleinkind seine Mami ruft und nur darum ging es uns.
Aber wer oder was hatte die Alarmanlage ausgelöst?
Menschliche Besucher hätten sich nicht so heimlich verhalten, das Risiko, bemerkt und beschossen zu werden ist Jedem da draußen bekannt, der am Rande der Wildnis lebt. Außerdem campierten wir zu sehr abseits und zu sehr versteckt. Maultierhirsche, Bergziegen oder Wildschafe würden das Feuer und den Brandgeruch weithin meiden. Ein Puma würde das Auto nie so sehr berühren, dass die Alarmanlage ausgelöst wird. Warum war das Auto überhaupt so stark berührt worden? War es das blinkende Signallicht im Armaturenbrett, dessen Reize eine heftige Körperbewegung bei dem nächtlichen Besucher auslöste? Nun kam Norman und bemerkte, dass der Fluss nicht mehr so übel stinken würde wie in der vorherigen Nacht. Ein Mann aus der Filmcrew bekräftigte diese Bemerkung und ergänzte, ihm sei das Gleiche aufgefallen. „Was, wie bitte?“ Nun wurde ich aufmerksam und fragte nach. Als Norman am Vorabend mit seinem Schlafsack in ein Fahrzeug steigen wollte, bemerkte er plötzlich einen sehr starken Fäkaliengeruch und fühlte sich beobachtet, bzw. „nicht allein“. Da aufgrund der starken Wolkendecke keine Sterne und kein Mond sichtbar waren, konnte er seine Umgebung nicht erkennen und vermutete, dass der penetrante Gestank vom nahen Fluss käme und das mulmige Gefühl beobachtet zu werden, reine Einbildung sei. Dem Mann aus der Filmcrew war es ähnlich ergangen. Gegen 01.30 Uhr wurde er wach und fühlte sich beobachtet. Er stieg aus dem Schlafsack um die Umgebung zu beobachten und bemerkte einen bestialischen Fäkaliengestank, welcher aus dem Ufergesträuch zu ihm herüberzog. Wenige Minuten nachdem er wieder in seinem Schlafsack lag, heulte die Auto – Alarmsirene. Ich stellte klar, dass der Fluss nicht ungewöhnlich riechen würde, weder bei Tag noch bei Nacht. Der Wasserlauf durchfließt die absolute Wildnis ohne nennenswerte Zivilisationsberührung, das Wasser ist klar und schnellfließend, ja trinkbar. Einige Tage danach erzählte ich Rob Nicholson und Cowboy John die die mysteriöse Begebenheit. und Cowboy John Fulford. Rob erzählte dann, dass etwa vor fünfundzwanzig Jahren eine Militäreinheit aus Chilliwack in der Nähe unseres Geschehnisses, am Glacier – Lake campiert hätte, dabei wurden in einer Nacht zwei parkende Militärlastwagen umgeworfen. Wie es dazu kam, konnte (offiziell) nie festgestellt werden. Einer weiteren Einschätzung des Erlebten möchte ich mich enthalten und diese dem Leser nach seiner Beendigung dieses Buches überlassen.
Nun wurden seitens des Filmchefs und seinen Mitarbeitern First Nations kontaktiert, um in Interviews deren Sichtweisen und Einstellungen zu ergründen.
Diese Unternehmungen wurden uns verschwiegen. Wir erfuhren eher zufällig davon. Wir hatten deshalb eine drehfreie Zeit und warteten und warteten. Mir grauste bei der Vorstellung wie diese unsensiblen Zeitgenossen den gänzlich andersdenkenden Natives erscheinen würden.
Ich ahnte, dass man sie nicht ernst nehmen würde und tatsächlich, entdeckte ich bei Nils ein neues, indianisches Relikt. Es war eine Art Amulett, das Geschenk einer „Schamanin“, die seit Cowboy Johns Barbecue dauernd um uns herum war. Es war eine Perlenkette mit „Hairpipes“ aber diese waren nicht aus den traditionellen, feinen Knochen gefertigt sondern aus fast täuschend echt aussehendem Kunststoff. Hauptbestandteil der Kette war aber eine Bärenkralle. Es war eine Vorderkralle eines jungen Schwarzbären. Die Krallenspitze war derart nadelspitz, dass ich behauptete, der arme Bär sei aus dem Winterschlaf gescheucht worden und dann, halbblind und verschlafen, war er leichte Beute dieser „back to the roots“ – Tante. Normalerweise ist an sämtlichen Krallenspitzen ein normaler Abschliff zu sehen. Diese Kralle hatte den armen Jungbären aber in den letzten Monaten seines Lebens nicht getragen, er schlief nämlich während dieser Zeit seinen Winterschlaf in einer Höhle. Meine Erklärung machte Nils sichtlich betroffen und er bat mich, die Sache mit der „Schamanin“ zu klären. Ich konfrontierte die Frau mit meiner Erkenntnis aber sie bestand auf der Gefährlichkeit des Bären und dass er unbedingt getötet werden musste. Sie wusste, dass ich sie durchschaut hatte. Noch verbarg sie Ihren Ärger. Später erreichten mich ihre Hasstiraden und Drohungen per E – Mail.
Der Filmgewaltige wusste von meinen speziellen Kenntnissen und dass ich seit fünfundzwanzig Jahren sehr intensiven Umgang mit kanadischen First Nations pflegte. Er wusste auch von Damiens wissenschaftlicher Profession und dass seine weltweit anerkannten, kulturanthropologischen Arbeiten zu einem Großteil, gerade diese Menschen betreffen. Man ignorierte uns und unsere fundierten Fachkenntnisse. Ich war wütend, schließlich hatte ich die Vorarbeit geleistet, meine Geschichte und meine Rechercheergebnisse zur Verfügung gestellt und empfand das alles sehr enttäuschend, auch das Ergebnis, schließlich basierten diese letztendlich auf meinem bisherigen Engagement. Nun sollte ein wichtiger Abschnitt unserer Story offensichtlich gegen die Wand gefahren werden. Damien fragte ungläubig nach und protestierte kopfschüttelnd. Er hatte Zuhause bereits eine Menge großartiger Vorarbeit geleistet. Er war sehr kompetent als Kulturanthropologe und hatte sich hauptsächlich deswegen unserer Expedition angeschlossen. Hier aber machte ein Bauer sich zum König und unser Sachverstand wurde vom Produzenten durch seine eigene, soziopathische Wichtigtuerei ersetzt.
Schließlich resignierte Damien und zeigte sich in den folgenden Tagen beinahe antriebslos.
Ich kochte innerlich vor Wut und Enttäuschung. Damien und ich waren ursprünglich aus gleichen Gründen frustriert aber unsere Reaktionen konnten nicht konträrer sein. Schließlich entfachte sich aus einer kleinen Meinungsverschiedenheit ein gehöriger Konflikt zwischen uns Beiden. Erst ein zeitlicher Abstand und ein besonnenes Gespräch, ermöglichten dann wieder unseren heutigen, freundschaftlichen Umgang.
Die Attitüden des Produzenten – Autoren – Regisseurs und 1. Kameramannes in Personalunion avancierten vom dekadenten Snobismus zu einer gewissen Gefährlichkeit. Dies zeigte sich unter Anderem, als unser Hans bemerkte, dass der Egomane während unseres Helikopterfluges ein geladenes und gespanntes, semiautomatisches Gewehr auf dem Schoß hatte. Oder dass er gleiches Gewehr, im gleichen gefährlichen Zustand seiner Assistentin überließ, welche dann naiv mit der Waffe durch die Gegend schwenkte und auch damit auf Hans wies. Unsere Klärungsversuche fruchteten leider nicht. Wo unsere speziellen Kenntnisse wirklich wichtig waren, wurden unsere Hinweise arrogant, semiautomatisches Gewehr auf dem Schoß hatte. Oder dass er gleiches Gewehr, im gleichen gefährlichen Zustand seiner Assistentin überließ, welche dann naiv mit der Waffe durch die Gegend schwenkte und auch damit auf Hans wies. Unsere Klärungsversuche fruchteten leider nicht. Wo unsere speziellen Kenntnisse wirklich wichtig waren, wurden unsere Hinweise arrogant ignoriert, so dass ich den Entschluss fasste, mich diesen Menschen nicht weiter zu offenbaren und sie nicht zur Goldlagerstätte zu führen, sondern wie einst der enttäuschte Stu Brown, den Unverschämten den Ort nicht zu benennen. Also führte ich sie per Helikopter in das Zielgebiet. Der Filmgewaltige bestand darauf, vorne neben dem Piloten Platz zu nehmen, obschon weder er noch der Pilot unser präzises Flugziel kannten. Genauso musste Stu Brown vor einigen Jahren die Situation erfahren haben und genau wie mir, wird ihn dieses egoistische Verhalten der unvernünftigen Begleiter in seinem Entschluss, die wahren Gegebenheiten zu verschweigen, bestärkt haben. Da ich auf den hinteren Helikoptersitzen in meiner Sicht zur Flugrichtung stark beeinträchtigt war, konnte ich mich nur schwerlich zwischen den felsigen Wänden des Bergmassivs orientieren. Somit wies ich zuerst auf einen x – beliebigen Gipfel und ließ uns dort absetzen. Nach meiner kurzen Orientierung nahm der Helikopter uns von einem winzigen Plateau wieder auf. Wir landeten auf dem Nachbarberg, ich wusste, dass auch dort Pyrit (Katzengold) – Einlagerungen zu finden waren. Mehr wollte ich ihnen nicht offenbaren. Einige Tage zuvor war der erste Schnee gefallen und hatte den Fels, das Geröll und das ewige Eis dreißig Zentimeter hoch bedeckt. Das herankommen an den Goldcanyon wäre bei diesen Bedingungen sehr gefährlich gewesen. Diese Gewissheit ließ mich die Enttäuschung, mit den falschen Leuten vor Ort zu sein, etwas leichter ertragen. In diesem Jahr war an einen Zugang zur Goldader nicht mehr zu denken. Es war zu spät.
Plötzlich tauchte über uns ein fremder Helikopter auf. Er umflog uns mehrfach in einem Radius von etwa dreihundert Metern.
Durch das Fernglas erkannte ich, dass drei Personen an Bord waren und die Maschine keinerlei Beschriftung oder Nummerierung trug. Die Maschine kreiste auch über dem Gold – Canyon und blieb über verschieden Bergeinschnitte stehen. Unser Pilot funkte die fremde Maschine an und bat um Identifizierung aber man antwortete nicht. War das Friesen? Waren das Leute dieser berüchtigten Gang, die man einige Jahre zuvor in der Nähe festgenommen hatte und deren Dossier nun von der National – Security verwaltet wurde? Waren das Leute einer zweifelhaften Mining – Company, von denen Rob wusste, dass sie weltweit und auch politisch aktiv waren? Sicher waren es keine Touristen, auch keine Behördenvertreter, also blieben nur noch die „Bad – Guys“ übrig. Als sie uns direkt anflogen, gingen Hans und ich, auf Rufweite voneinander entfernt, zwischen großen Felsbrocken in Deckung und avisierten den fremden Hubschrauber durch unsere Zielfernrohre. Wir wurden also observiert, vielleicht auch fotografiert aber nicht attackiert. Die große Kamera, das Mikrofon an der langen Angel, das ganze Szenario ließen für die Beobachter eigentlich nur den Eindruck zu, dass es sich in unserem Fall um Filmleute handelte und nicht um Menschen mit Entdeckerabsichten. Beim letzten Tageslicht und mit den letzten Benzintropfen wurden wir ausgeflogen. Das Gold bleibt weiterhin unberührt, und wartet nach Stu Browns Zugriff und meinen Bergungsversuchen, noch immer auf mich oder auf kommende Entdecker.
Mittlerweile wurde / wird das Filmwerk mehrmals jährlich ausgestrahlt und diverse Medien wurden aufmerksam.
Die Art der Berichterstattungen und das Medieninteresse lassen auf weitere Realisierungen ähnlicher Expeditionsvorhaben hoffen. Die Recherchen werden weitergeführt. Sämtliche Ergebnisse durch kontinuierliche Nachforschungen weiter verdichtet. Die Besonderheit besteht aus den ergebnisreicheren Recherchen, deren Wertigkeit durch die Abgleichung mit anderen, bisherigen Autorenarbeiten oder dem allgemeinen derzeitigen Wissenstand messbar ist und den daraus erfolgten Klärungen von einigen, historisch verbrieften Mysterien, die bislang allgemein als ungeklärt galten.
- + Teil 1
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Bis in die jüngste Vergangenheit sterben bei der blinden Jagd Männer in der Wildnis. Kanadische Historiker ermitteln 55 Tote. Quelle: ZDF
Nach unserer Rückkehr begannen Detlef und ich sofort mit der Erkenntnisanalyse unserer Expedition und wir erstellten den Plan für das kommende Jahr. Mein Konzept sowie meine recherchierten Grundlagen erörterte ich mit einem Aachener Filmproduzenten, in der gemeinsamen Absicht, dass er im kommenden Jahr unsere Expedition filmisch begleiten und aus dem Material einen Dokumentarfilm erstellen würde. Unser Vorhaben wurde schriftlich formuliert und dem ZDF zugesandt. Die anschließenden Gespräche mit dem zuständigen ZDF – Redakteur ergaben, dass von Seiten des Senders Interesse an dem geplanten Dokumentarfilm bestand. Schließlich kam es zu den entsprechenden Vertragsabschlüssen und die Zeit der intensiven Vorbereitungen begann. Nachdem ich im Januar 2004 das Team neu besetzt hatte, ließ unsere personelle Konstellation nur wenig zu wünschen übrig, außer der Tatsache, dass Detlef wegen einer Knieverletzung nicht mitreisen konnte. Jo war wieder dabei, sein kontinuierlicher Arbeitseifer und sein ausgeprägter Teamgeist waren und blieben unverzichtbar. Dazu Wolf, der altgediente Routinier, ob Autopanne oder Ladehemmung, er reparierte alles und war ein hervorragender Buschkoch.
Dann kam Hans. Wir kannten uns seit fünfundzwanzig Jahren und hatten bereits drei Monate ohne Zelt und ohne Schlafsäcke in den Rocky – Mountains verbracht. Auch Norman, ein hervorragender Physiotherapeut mit Know – how aus Kambodscha und Vietnam gehörte in unser Team. Dazu kam Damien, der Universitätsdozent mit Praxisbezug. Seine fundierten ethnologischen und anthropologischen Kenntnisse verhalfen uns zum besseren Verständnis der westkanadischen Ureinwohner. Mit diesen sachverständigen Leuten, welche auch informell sehr umgänglich waren konnte ich sehr zufrieden sein.Der expeditionserfahrene Ausrüster Richard Helmrich von der Fa. Transglobe, stellte mit viel Sachverstand, gönnerhaft und großzügig unsere Ausrüstung zusammen. Ich kannte unser zukünftiges Operationsgebiet und auch unsere Konkurrenten. Auf diese Erkenntnisse basierend, baute ich unsere Vorbereitungen auf.
Jo kümmerte sich um die Kletterei, er kam mit bergsteigerischen Wunschzetteln und „nötigte“ das Team zum Umgang mit Seil und Abseilachter. Wolf erstellte technische Listen, zudem kümmerte er sich um unser Aufklärungs – und Sicherungstraining. Norman hatte nun seine „Patienten“, da wir uns alle körperlich trainierten und nur selten ein wehklagen zu vernehmen war, hatte er sich nur wenig unserer Bänder und Sehnen anzunehmen. Anderseits war und ist er der „ruhende Pol“ unseres Teams und er sorgte auf seine unnachahmliche Art immer wieder für den Ausgleich der, manchmal erhitzten, Gemüter.
Hans zog uns regelrecht an den Wochenenden ins Gelände. Stellvertretend für den kanadischen Busch mussten die belgischen Ardennen herhalten. Die Survival – Skills kannten ja alle, das war bereits Routine aber damit nicht genug. Der Kerl trug jedes Mal ein Bündel verschlossener Briefkuverts mit sich. Waren wir gerade einmal ruhig und zufrieden, so nahm er seine Briefe und hielt sie uns fächerförmig, wie ein Zocker seine Karten hält, vor die Nase und animierte uns einen Brief zu ziehen und zu öffnen. Tat man ihm den Gefallen, so hatte man wieder für die nächste Stunde ein Programm mit „Blut, Schweiß und Tränen“ zu absolvieren. Wenn die Aufgaben verlesen wurden, hörte man verhaltene Proteste aber es wurde getan. Wir improvisierten Krankentragen und schleppten unsere Verletzten durch Sumpf, Bäche und bergaufwärts, wir fällten Bäume in wenigen Minuten, wir nahmen Deckung auf Zuruf und auch auf Handzeichen, wir bildeten Ketten wie es das Bolschoi – Ballett nicht besser könnte, wir enterten Baumwipfel und seilten uns ab, dass die Seile erhitzten aber wir wussten, dass diese Schikanen uns zu Vorteilen verhalfen. In einer unterirdischen Schießanlage wurden wir zu treuen Dauerabonnenten. Der Umgang mit den Waffen war uns geläufig wie das Zähneputzen, hier wurde verfeinert. Es wurden Räume gesichert und es wurden Räume eingenommen. Unser Erfolg basierte auf unserer perfekten Harmonie des Zusammenwirkens, wir waren ein Team und wurden deutlich zu mehr, wir waren nun wie „Brothers in Arms“. Was wollte oder konnte uns denn aufhalten?
Mit dem Kernteil unserer Filmcrew reiste ich als Vorhut nach Kanada, um dort die Drehorte zu erkunden, sie zu prüfen und gegebenenfalls einzuplanen. Meine Sorgen wurden rasch zur Gewissheit, ich war mit einer ziemlich aufgedrehten und überspannten Horde unterwegs und einige Male schämte ich mich wegen meiner Gesellschaft, welche von sich glaubte besonders „en vogue“ zu sein, wenn sie beispielsweise in den einfachen ländlichen Restaurants, während der Bestellung, dekadent ihre „höheren“ Ansprüche propagierten.Nach leidigen zehn Tagen konnte ich mein Team auf dem Airport begrüßen. Jo war offensichtlich erleichtert, dass es endlich losging, er stellte sich nicht nur einer Aufgabe, nein er suchte sie. Hans war erfreut, dass alles programmgemäß verlief, war aber sichtlich müde, da er doch vor dem Abflug noch bis früh um Vier gearbeitet hatte. Norman war ausgeglichen wie immer aber in neugieriger Erwartungshaltung. Der groß gewachsene Damien überragte die Truppe wie ein Vater seine Kinderschar. Wolf grinste verdächtig verschmitzt und ich ahnte „schlimme Dinge“. Anfangs wich er meinem Blick etwas aus und ich erahnte, dass er wieder ein Ding gedreht hatte. Entweder hatte er sich an Bord einer neuen Bekanntschaft zugewandt oder er hatte fürsorglich für das Team die edelsten Alkoholbestände der Air – Company okkupiert. Nach zweihundert Kilometern Fahrt gelangten wir nach Hope, unserem Ausgangspunkt. Hier wurden bereits die Filme „Shoot to Kill“ mit Tom Berenger und Sidney Poitier sowie auch „Rambo First Blood“ mit Sylvester Stallone gedreht. Einige der markantesten Locations aus den beiden Klassikern wurden auch in unserem Filmwerk verewigt. Am nächsten Morgen sollten die Dreharbeiten zu unserer Expedition beginnen. Vor Ort bemerkten wir ziemlich verwundert, dass unser Produzent, Regisseur, Autor und Kameramann in Personalunion, sich zunehmend als narzisstischer Egomane entpuppte. Dabei war er zur Zeit unserer Vertragsverhandlungen noch neugierig, normal und nett. Wahrscheinlich spielte er zu dieser Zeit die schwerste Rolle seines Filmlebens. Sein divahaftes Gehabe und das hektische Durcheinander seiner Filmcrew wurde vom Expeditionsteam mit Verwunderung und manchmal mit bewusstem Abstand registriert. Sie hangelten sich zwischen Sushi und Sauna von einer Unzulänglichkeit zur nächsten, während unser Expeditionsteam störungsfrei und zuverlässig, wie ein Schweizer Uhrwerk funktionierte. Wir bemerkten auch, dass unsere eigentliche Expedition und die damit verbundene, zu verfilmende Geschichte immer mehr verfälscht wurden und in Gefahr gerieten, total abzudriften. Von einer vertraglich zugesicherten, filmischen Begleitung unserer Expedition war immer weniger die Rede.
Zum Glück wurde die Filmarbeit von Nils Visé, einem externen, exzellenten Produktionsleiter aus Berlin betreut. In den fünf Wochen vor Ort, habe ich nie eine private Auszeit bei ihm bemerkt. Die tägliche Kooperation mit ihm, seine Bemühungen und seine absolute Zuverlässigkeit entschädigte uns für manches Ertragene. Rob Nicholson integrierte sich in von einer Minute auf die Nächste. Er avancierte schnell zum honorigen und humorigen Mittelpunkt unseres Teams. Ein besonderer Drehtag wird uns allen in guter Erinnerung bleiben. - + Teil 2
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Unsere Filmarbeit führte uns zum malerischen Anwesen eines wahren Oldtimers, der lebenden Cowboy-Legende John Fulford.
Der alte Stuntman hatte einst auch Robert Mitchum in dem Western „River of no return“ gedoubelt. Er beeindruckte gerne mit zwei schweren Colt – Revolvern, die er wie ein Westernheld am Gürtel trug und warnte hochdramatisch vor Gürtel trug und warnte hochdramatisch vor seinen „mean dogs“, dabei schienen die beiden Tiere absolute Pazifisten zu sein. Das Schreiben und das Lesen sind nie sein Fach gewesen aber singen konnte er, in einer Art näselnd, wie man es mitunter in den alten Westernfilmen der vierziger Jahre erlebt. Nach dem dünnen, obligatorischen Coffee kredenzte er stoisch und unbeachtet der frühen Stunde, Bourbon-Whiskey. Zum „warm – up“ redeten wir über die Jagd, seinen beiden Sasquatch – Begegnungen und das Buschleben. John war in seinem Element. Nur Walter Brennan oder der alte John Wayne hätten das Szenario noch vervollkommnen können. Als er mich gönnerisch fragte, ob ich besondere Wünsche zum abendlichen Barbecue hätte, zählte ich augenzwinkernd Unmögliches auf: Einen fünfbeinigen Elch, eine halbe Schubkarre voller Sockeyes (Lachse) und eine dicke Klapperschlange. Während unserer Dreharbeit rief John mehrmals: „Come on have a break!“ und hielt dabei die Whiskeyflasche hinter seinem Rücken. Nach zwei Stunden kam er grinsend mit einer Schubkarre voller frischer Sockeyes, die dann während einer Drehpause von Wolf und Norman am nahen Fluss ausgenommen und gesäubert wurden. 1:0 für John! Nach Drehschluss trafen wir uns zum Barbecue. Ich traute meinen Sinnen nicht, das roch wie Elch und das schmeckte wie Elch. Obwohl in diesem südlichen Landesteil kein Elch anzutreffen ist, hatte der Kerl doch Elchfleisch in unbezwingbarer Menge organisiert. Zum Ausgleich habe ich mir dabei gerne seine erlogene Geschichte einer wilden, sonderbaren Elchjagd wiederholt angehört. Mittlerweile trafen drei ledige Mütter mit ihren lebhaften Kinderchen ein und belauerten uns regelrecht. Die Aufmerksamkeit der Dorfschönen galt aber weniger uns sondern mehr unseren Reaktionen, als Cowboy – John uns eine gebratene Klapperschlange servierte. Wolf und ich hatten bereits unsere Erfahrungen mit etlichen Schlangenarten verbucht, mit selbstgebackenem Brot und „Augen zu…“ genossen wir dann den Braten. Guter alter John! Später erklärte Johns Frau mir ihren sonderbaren Businessplan zur Gründung einer Guest – Ranch. Sie suchten nach Investoren. Die Ranch und die Immobilie brachte sie darin mit in den Grundstock ein. Etwas später erfuhr ich, dass weder das Eine noch das Andere ihnen gehörte. Oh wild – Wildwest!
Unsere Fahrzeugkolonne bestand aus einem Range – Rover und zwei Landrover – Discoverys. Dazu fuhr die Filmcrew zwei Ford – Doublecabs mit aufliegenden Trailern und einen Pick – up – Truck mit „Huckepack – Camper“. Unser Konvoi verließ die zweispurige Schotterpiste und bog in eine „Deadend – Road“ am Ufer des Lilloeet – River in Richtung Glacier – Creek. Die einspurige Bushroad führte uns an einem Berghang entlang und war offiziell gesperrt. In einigen Bereichen hatten Erdrutsche die abenteuerliche Piste blockiert und wir hatten etliches Geröll zu beseitigen, um dann mit Einweisungen und im Schritttempo, die so geschaffenen schmalen Passagen zwischen Berghang und Steilufer zu überwinden. Nach neunzehn Kilometern erreichten wir eine Stelle, welche uns rechts des Weges genügend Platz bot, um unseren Fuhrpark abzustellen und ein Camp einzurichten. Auf der einen Seite rauschte der Lilloeet etwa fünf Meter entfernt und ca. zehn Meter unter uns. Auf der anderen Seite begrenzte undurchdringlich erscheinender Busch unser Gesichtsfeld.Mit den schweren Fahrzeugen konnten wir nicht näher an den Glacier – Lake gelangen.
Am nächsten Tag unternahmen wir eine Exkursion zum oberen Ende des Sees. Als wir bei letztem Tageslicht wieder unser Camp erreichten, hatten wir mehr als dreißig Rucksack – Kilometer hinter uns gebracht. Jo hatte am sumpfigen Ufer mehrere Kilometer Pfad mit der Machete freigeschlagen. Ohne diese schweißtreibende und Mücken lockende Arbeit war das Gelände unpassierbar. Wolf hatte dabei ein unfreiwilliges Moorbad genommen und Hans war sehr verwundert, dass mein unter Wasser eingeklemmtes, rechtes Fußgelenk oder mein rechter Unterschenkel während eines Sturzes nicht brachen. Das zerrte heftig im Nachhinein und tat verdammt weh aber da war noch ein rechtes Fußgelenk oder mein rechter Unterschenkel während eines Sturzes nicht brachen. Das zerrte heftig im Nachhinein und tat verdammt weh aber da war noch einBerghang zu nehmen und auch etliche Kilometer Heimweg waren schnell zu bewältigen. „It´s a long way to…“ oder mit Blüchers Worten: “Dran, drauf, drüber!“ Nur so kommt man, mit gequälten Füßen, dem fernen Ziel näher. Kurz vor der Dämmerung erreichten wir unser Camp. Nils hatte den Tag im Camp verbracht und Brandholz für die Kochstelle vorbereitet. Seine Mühe sollte belohnt werden, denn nach anderthalb Stunden hatte Wolf ein derart wohlschmeckendes, fernöstliches Gericht gezaubert, dass Alle voll des Lobes waren und das abendliche Camp – Dinner in Völlerei ausartete. Wahrscheinlich waren auch Mosquitos und einiges an Asche aus dem Campfeuer in dem Zehnliterkochtopf gelandet aber es war dunkel und man sah nicht all zu viel. Also was soll´s? Während wir das dampfende Menu aus unseren überdimensionierten Blechtassen aßen, hatte sich nach und nach das komplette Team unter die Wetterschutzplane begeben. Manche saßen auf ihrem Rucksack, andere halb liegend. Nils wünschte noch Kaffee. Irgendjemand ließ im Halbdunkel des Feuerscheins eine Flasche von Mann zu Mann reichen. Alle waren zufrieden und rechtschaffen müde. Als plötzlicher Regen einsetzte, bemerkte Damien als erster, dass die Plane mehrere Brandlöcher erlitten hatte und verzog sich mit seinem Schlafsack in eines der Fahrzeuge. Norman folgte als Nächster. Da die Brandlöcher so gerecht verteilt waren, dass Jeder seine Portion Regenwasser ab bekam, suchten wir kurzerhand alle unsere Schlafplätze in den Fahrzeugen. Kurz vor 02.00 Uhr weckte uns lautes Heulen. Es war die Alarmanlage des Range – Rover. Gleichzeitig hörte ich, wie neben mir der Verschluss einer Waffe noch vorne schnellte, es war Wolf der da hinaus schlich. Ich sagte ihm noch, er solle ohne Licht agieren und ein leichtes Nachtsichtgerät mitnehmen. Den Anderen sagte ich, dass sie in den Fahrzeugen bleiben sollten, um draußen fatale Verwechslungen oder Irrtümer zu vermeiden. Nach einigen Minuten kam Wolf ergebnislos zurück und ein zweiter Mann schaltete nun die heulende Alarmanlage ab. Nun bei Licht bot sich uns ein abenteuerlicher Anblick. Wolf war nass und schmutzig, unter seinem olivfarbenen Poncho war er nur mit seiner Unterwäsche bekleidet und trug dazu offene Schnürstiefel. Grinsend erstattete er eine überzogene aber förmlich korrekte Meldung. Ein Wolf – typischer und unvergesslicher Moment. Für den Rest der Nacht blieben die Parkleuchten eingeschaltet. Sollte es noch einmal zu einer Störung kommen, so wäre der Verursacher leichter auszumachen und man verriet nicht durch den Gebrauch von Taschenlampen die eigenen Positionen.
Am nächsten Morgen untersuchte ich den Range – Rover und die Umgebung des Fahrzeugs.
Ungewöhnliches war nicht feststellbar. Der steinige Boden ließ keine Spurendeutung zu. Sieben Meter neben dem Fahrzeug war unsere Kochstelle. Sollten die Nahrungsgerüche Raubwild angezogen haben? Der Kochkessel war noch zu einem Viertel mit dem gutriechenden Essen vom Vorabend gefüllt und hing unberührt unter dem Dreibaum, welcher direkt über dem rauchenden Feuer stand. Oben am Dreibaum hing, etwa anderthalb Meter hoch, noch eine halbe Salami. Auch diese war leicht zu riechen und kein Bär hätte ihr widerstanden. Das schwelende Feuer hätte einen Bären nicht von den Nahrungsmitteln abgehalten, hatte ich doch Jahre zuvor einen Schwarzbären beobachtet, als er Fischreste vom Rand eines Feuers weg fingerte und Grizzlys sind dabei wesentlich dreister. Manchem Leser mag das alles als sehr leichtsinnig erscheinen aber ich hatte in den 24 Jahren davor genügend Gelegenheiten die Attitüden von Schwarz – und Grizzlybären einzuschätzen. Oben am Peace River hatte ich mit der Jagd und Verarbeitung dieser Spezies bereits dreizehnmal meine Erfahrungen gesammelt. Die Leute waren alle in den Fahrzeugen und wenn ich das Licht meines Fahrzeuges einschaltete, war der ganze Camp – Kochplatz hell erleuchtet. Die Gruppe bestand nicht aus Naivlingen und jeder sah was da angedacht war. Der oberste Herrscher unserer Filmcrew verschwand bereits bei nahender Dunkelheit mit dem Continuitygirl in seinem Camper und schloss sich dort ein. Auch tagsüber traute er sich nicht im Bush hinter einem Baum zu pinkeln, entweder nur unter Begleitung oder 3 m neben einem Fahrzeug. Es wäre uns allen ein großes Vergnügen gewesen, wenn seine Nachtruhe etwas robust gestört worden wäre. Er hätte dann aus dem sicher aus dem Fahrzeug nach uns gerufen, wie das Kleinkind seine Mami ruft und nur darum ging es uns.
Aber wer oder was hatte die Alarmanlage ausgelöst?
Menschliche Besucher hätten sich nicht so heimlich verhalten, das Risiko, bemerkt und beschossen zu werden ist Jedem da draußen bekannt, der am Rande der Wildnis lebt. Außerdem campierten wir zu sehr abseits und zu sehr versteckt. Maultierhirsche, Bergziegen oder Wildschafe würden das Feuer und den Brandgeruch weithin meiden. Ein Puma würde das Auto nie so sehr berühren, dass die Alarmanlage ausgelöst wird. Warum war das Auto überhaupt so stark berührt worden? War es das blinkende Signallicht im Armaturenbrett, dessen Reize eine heftige Körperbewegung bei dem nächtlichen Besucher auslöste? Nun kam Norman und bemerkte, dass der Fluss nicht mehr so übel stinken würde wie in der vorherigen Nacht. Ein Mann aus der Filmcrew bekräftigte diese Bemerkung und ergänzte, ihm sei das Gleiche aufgefallen. „Was, wie bitte?“ Nun wurde ich aufmerksam und fragte nach. Als Norman am Vorabend mit seinem Schlafsack in ein Fahrzeug steigen wollte, bemerkte er plötzlich einen sehr starken Fäkaliengeruch und fühlte sich beobachtet, bzw. „nicht allein“. Da aufgrund der starken Wolkendecke keine Sterne und kein Mond sichtbar waren, konnte er seine Umgebung nicht erkennen und vermutete, dass der penetrante Gestank vom nahen Fluss käme und das mulmige Gefühl beobachtet zu werden, reine Einbildung sei. Dem Mann aus der Filmcrew war es ähnlich ergangen. Gegen 01.30 Uhr wurde er wach und fühlte sich beobachtet. Er stieg aus dem Schlafsack um die Umgebung zu beobachten und bemerkte einen bestialischen Fäkaliengestank, welcher aus dem Ufergesträuch zu ihm herüberzog. Wenige Minuten nachdem er wieder in seinem Schlafsack lag, heulte die Auto – Alarmsirene. Ich stellte klar, dass der Fluss nicht ungewöhnlich riechen würde, weder bei Tag noch bei Nacht. Der Wasserlauf durchfließt die absolute Wildnis ohne nennenswerte Zivilisationsberührung, das Wasser ist klar und schnellfließend, ja trinkbar. Einige Tage danach erzählte ich Rob Nicholson und Cowboy John die die mysteriöse Begebenheit. und Cowboy John Fulford. Rob erzählte dann, dass etwa vor fünfundzwanzig Jahren eine Militäreinheit aus Chilliwack in der Nähe unseres Geschehnisses, am Glacier – Lake campiert hätte, dabei wurden in einer Nacht zwei parkende Militärlastwagen umgeworfen. Wie es dazu kam, konnte (offiziell) nie festgestellt werden. Einer weiteren Einschätzung des Erlebten möchte ich mich enthalten und diese dem Leser nach seiner Beendigung dieses Buches überlassen.
- + Teil 3
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Nun wurden seitens des Filmchefs und seinen Mitarbeitern First Nations kontaktiert, um in Interviews deren Sichtweisen und Einstellungen zu ergründen.
Diese Unternehmungen wurden uns verschwiegen. Wir erfuhren eher zufällig davon. Wir hatten deshalb eine drehfreie Zeit und warteten und warteten. Mir grauste bei der Vorstellung wie diese unsensiblen Zeitgenossen den gänzlich andersdenkenden Natives erscheinen würden.
Ich ahnte, dass man sie nicht ernst nehmen würde und tatsächlich, entdeckte ich bei Nils ein neues, indianisches Relikt. Es war eine Art Amulett, das Geschenk einer „Schamanin“, die seit Cowboy Johns Barbecue dauernd um uns herum war. Es war eine Perlenkette mit „Hairpipes“ aber diese waren nicht aus den traditionellen, feinen Knochen gefertigt sondern aus fast täuschend echt aussehendem Kunststoff. Hauptbestandteil der Kette war aber eine Bärenkralle. Es war eine Vorderkralle eines jungen Schwarzbären. Die Krallenspitze war derart nadelspitz, dass ich behauptete, der arme Bär sei aus dem Winterschlaf gescheucht worden und dann, halbblind und verschlafen, war er leichte Beute dieser „back to the roots“ – Tante. Normalerweise ist an sämtlichen Krallenspitzen ein normaler Abschliff zu sehen. Diese Kralle hatte den armen Jungbären aber in den letzten Monaten seines Lebens nicht getragen, er schlief nämlich während dieser Zeit seinen Winterschlaf in einer Höhle. Meine Erklärung machte Nils sichtlich betroffen und er bat mich, die Sache mit der „Schamanin“ zu klären. Ich konfrontierte die Frau mit meiner Erkenntnis aber sie bestand auf der Gefährlichkeit des Bären und dass er unbedingt getötet werden musste. Sie wusste, dass ich sie durchschaut hatte. Noch verbarg sie Ihren Ärger. Später erreichten mich ihre Hasstiraden und Drohungen per E – Mail.
Der Filmgewaltige wusste von meinen speziellen Kenntnissen und dass ich seit fünfundzwanzig Jahren sehr intensiven Umgang mit kanadischen First Nations pflegte. Er wusste auch von Damiens wissenschaftlicher Profession und dass seine weltweit anerkannten, kulturanthropologischen Arbeiten zu einem Großteil, gerade diese Menschen betreffen. Man ignorierte uns und unsere fundierten Fachkenntnisse. Ich war wütend, schließlich hatte ich die Vorarbeit geleistet, meine Geschichte und meine Rechercheergebnisse zur Verfügung gestellt und empfand das alles sehr enttäuschend, auch das Ergebnis, schließlich basierten diese letztendlich auf meinem bisherigen Engagement. Nun sollte ein wichtiger Abschnitt unserer Story offensichtlich gegen die Wand gefahren werden. Damien fragte ungläubig nach und protestierte kopfschüttelnd. Er hatte Zuhause bereits eine Menge großartiger Vorarbeit geleistet. Er war sehr kompetent als Kulturanthropologe und hatte sich hauptsächlich deswegen unserer Expedition angeschlossen. Hier aber machte ein Bauer sich zum König und unser Sachverstand wurde vom Produzenten durch seine eigene, soziopathische Wichtigtuerei ersetzt.Schließlich resignierte Damien und zeigte sich in den folgenden Tagen beinahe antriebslos.
Ich kochte innerlich vor Wut und Enttäuschung. Damien und ich waren ursprünglich aus gleichen Gründen frustriert aber unsere Reaktionen konnten nicht konträrer sein. Schließlich entfachte sich aus einer kleinen Meinungsverschiedenheit ein gehöriger Konflikt zwischen uns Beiden. Erst ein zeitlicher Abstand und ein besonnenes Gespräch, ermöglichten dann wieder unseren heutigen, freundschaftlichen Umgang.
Die Attitüden des Produzenten – Autoren – Regisseurs und 1. Kameramannes in Personalunion avancierten vom dekadenten Snobismus zu einer gewissen Gefährlichkeit. Dies zeigte sich unter Anderem, als unser Hans bemerkte, dass der Egomane während unseres Helikopterfluges ein geladenes und gespanntes, semiautomatisches Gewehr auf dem Schoß hatte. Oder dass er gleiches Gewehr, im gleichen gefährlichen Zustand seiner Assistentin überließ, welche dann naiv mit der Waffe durch die Gegend schwenkte und auch damit auf Hans wies. Unsere Klärungsversuche fruchteten leider nicht. Wo unsere speziellen Kenntnisse wirklich wichtig waren, wurden unsere Hinweise arrogant, semiautomatisches Gewehr auf dem Schoß hatte. Oder dass er gleiches Gewehr, im gleichen gefährlichen Zustand seiner Assistentin überließ, welche dann naiv mit der Waffe durch die Gegend schwenkte und auch damit auf Hans wies. Unsere Klärungsversuche fruchteten leider nicht. Wo unsere speziellen Kenntnisse wirklich wichtig waren, wurden unsere Hinweise arrogant ignoriert, so dass ich den Entschluss fasste, mich diesen Menschen nicht weiter zu offenbaren und sie nicht zur Goldlagerstätte zu führen, sondern wie einst der enttäuschte Stu Brown, den Unverschämten den Ort nicht zu benennen. Also führte ich sie per Helikopter in das Zielgebiet. Der Filmgewaltige bestand darauf, vorne neben dem Piloten Platz zu nehmen, obschon weder er noch der Pilot unser präzises Flugziel kannten. Genauso musste Stu Brown vor einigen Jahren die Situation erfahren haben und genau wie mir, wird ihn dieses egoistische Verhalten der unvernünftigen Begleiter in seinem Entschluss, die wahren Gegebenheiten zu verschweigen, bestärkt haben. Da ich auf den hinteren Helikoptersitzen in meiner Sicht zur Flugrichtung stark beeinträchtigt war, konnte ich mich nur schwerlich zwischen den felsigen Wänden des Bergmassivs orientieren. Somit wies ich zuerst auf einen x – beliebigen Gipfel und ließ uns dort absetzen. Nach meiner kurzen Orientierung nahm der Helikopter uns von einem winzigen Plateau wieder auf. Wir landeten auf dem Nachbarberg, ich wusste, dass auch dort Pyrit (Katzengold) – Einlagerungen zu finden waren. Mehr wollte ich ihnen nicht offenbaren. Einige Tage zuvor war der erste Schnee gefallen und hatte den Fels, das Geröll und das ewige Eis dreißig Zentimeter hoch bedeckt. Das herankommen an den Goldcanyon wäre bei diesen Bedingungen sehr gefährlich gewesen. Diese Gewissheit ließ mich die Enttäuschung, mit den falschen Leuten vor Ort zu sein, etwas leichter ertragen. In diesem Jahr war an einen Zugang zur Goldader nicht mehr zu denken. Es war zu spät.Plötzlich tauchte über uns ein fremder Helikopter auf. Er umflog uns mehrfach in einem Radius von etwa dreihundert Metern.
Durch das Fernglas erkannte ich, dass drei Personen an Bord waren und die Maschine keinerlei Beschriftung oder Nummerierung trug. Die Maschine kreiste auch über dem Gold – Canyon und blieb über verschieden Bergeinschnitte stehen. Unser Pilot funkte die fremde Maschine an und bat um Identifizierung aber man antwortete nicht. War das Friesen? Waren das Leute dieser berüchtigten Gang, die man einige Jahre zuvor in der Nähe festgenommen hatte und deren Dossier nun von der National – Security verwaltet wurde? Waren das Leute einer zweifelhaften Mining – Company, von denen Rob wusste, dass sie weltweit und auch politisch aktiv waren? Sicher waren es keine Touristen, auch keine Behördenvertreter, also blieben nur noch die „Bad – Guys“ übrig. Als sie uns direkt anflogen, gingen Hans und ich, auf Rufweite voneinander entfernt, zwischen großen Felsbrocken in Deckung und avisierten den fremden Hubschrauber durch unsere Zielfernrohre. Wir wurden also observiert, vielleicht auch fotografiert aber nicht attackiert. Die große Kamera, das Mikrofon an der langen Angel, das ganze Szenario ließen für die Beobachter eigentlich nur den Eindruck zu, dass es sich in unserem Fall um Filmleute handelte und nicht um Menschen mit Entdeckerabsichten. Beim letzten Tageslicht und mit den letzten Benzintropfen wurden wir ausgeflogen. Das Gold bleibt weiterhin unberührt, und wartet nach Stu Browns Zugriff und meinen Bergungsversuchen, noch immer auf mich oder auf kommende Entdecker.
Mittlerweile wurde / wird das Filmwerk mehrmals jährlich ausgestrahlt und diverse Medien wurden aufmerksam.
Die Art der Berichterstattungen und das Medieninteresse lassen auf weitere Realisierungen ähnlicher Expeditionsvorhaben hoffen. Die Recherchen werden weitergeführt. Sämtliche Ergebnisse durch kontinuierliche Nachforschungen weiter verdichtet. Die Besonderheit besteht aus den ergebnisreicheren Recherchen, deren Wertigkeit durch die Abgleichung mit anderen, bisherigen Autorenarbeiten oder dem allgemeinen derzeitigen Wissenstand messbar ist und den daraus erfolgten Klärungen von einigen, historisch verbrieften Mysterien, die bislang allgemein als ungeklärt galten.