Lieber Tony,
ich habe einige Fragen an dich bez. Messer, vielleicht kannst du mir helfen.
Habe unterdessen einige Literatur gelesen.
Einige Autoren empfehlen um die 18 cm Klingenlänge, andere um die 25 weil man damit div. Arbeiten besser ausführen kann vor allem hacken.
Wie siehst du das? Und weshalb?
Was haeltst du von Serrations? Wenn müssten die doch an der Spitze sein? Und was bringen sie genau?
Welche Klingenform bevorzugst du? Bowie, Droppoint, oder Gerade? Und aus welchem Grund?
Ist es eine Frage der Philosophie und des persönlichen Geschmackes oder gibt es entscheidende Punkte die man beachten muss?
Vielen Dank
Und Liebe Grüsse Oliver
Ps. ich hoffe bis bald an einem Workshop.
Guten Morgen Oliver,
als ich 1989 mein erstes GEK konzipierte wollte ich auf solide Weise eine Lücke schließen um eigene Erfordernisse abzudecken also wählte ich die m.E. bestmögliche Klingenlänge von 17,5 cm für meinen Allrounder. Dabei wollte ich keine Kompromisse eingehen u. keine zwei Messer ( groß + klein) mitschleppen, denn wenn man im Bush arbeitet u. in Bergen herumläuft, dann prägt sich jede vermeidbare Belastung ein.
Und wenn heutzutage behauptet wird, die Klinge sei für die gängigen Arbeiten zu lang, dann behaupte ich, dass diesem Menschen wohl der Wille zueigen ist aber die seriöse Erfahrung fehlt. Ich muß mit dem Messer kompromisslos draußen essen + arbeiten können. Und was dieses „können“ anbetrifft habe ich manchmal erhebliche Zweifel wenn ich die „Experten“ höre u. lese.
Wer von denen hat denn unter Mosquitowolken, im knietiefen Sumpf mal einen Elch mit seinem Messer zerlegt. Bären unter Zeitdruck geskinnt, so dass die Decke auktionswürdig blieb, d.h. mit Lefzen u. evtl. Augenlidern. Morgens wird Feuerholz für das Frühstück mit dem Messer zugerichtet. Dazu benötige ich kein Beil, das Gewicht erspare ich mir, sondern nehme je nach Erfordernis ein Schlagholz zu Hilfe, damit bin ich gelegentlich auch schneller fertig als mit einem Beil aber darauf möchte ich an dieser Stelle nicht weiter eingehen.
Ich habe nie ein Zelt mitgeschleppt, damit habe ich Transportgewicht gespart. Mein Unterkommen fand ich unter einem Shelter aus einer Plane, z.T. auch für 8 Personen aber als alternatives Zeltgestänge benötigte ich manchmal einige daumendicke Stöcke u. wenn diese nicht zu finden sind, dann muss ich nehmen was sich findet also bis zur Armdicke und das alles sehr zügig. Da ich auf dem Campfeuer umkippende Kessel nicht mag, hänge ich diese prinzipiell an einem Dreibaum, welchen ich oben mittels seiner Forken zusammenlege, damit erspare ich zweifelhafte Bindungen u. spare Schnur. Diese gegabelten Stöcke schlage ich mit meinem Messer aus dem nächsten oder übernächsten Strauch. Wenn ich dabei mit einer kurzen Klinge arbeiten muss bin ich richtig gestraft und wer da anderes behauptet, der sollte besser schweigen denn da ist keine wirkliche Erfahrung vorhanden.
Serrations sind mir draußen hinderlich. sie sind i.d.R. in Griffnähe eingebracht, das ist genau die Stelle an welcher ich beim Stockschnitt die meiste Kraft auf die Klinge bringen kann. Was ich im Bush damit anfangen soll ist mir schleierhaft. Im urbanen Umfeld mag da sicher das ein od. andere Erfordernis bestehen z.B. um einen Gartenschlauch durchzuschneiden od. Kunststoffteile zu zerlegen. Wenn ich aber höre, dass da behauptet wird, man könnte damit besser Seile schneiden, dann kommt mir das Grausen. Ich bin dauernd draußen u. arbeite mit Seilen und überlege mir gut, ob ich ein Seil zerschneide und wenn das Erfordernis da sein sollte, so geht das mit einer scharfen Klinge von genügender Länge wesentlich problemloser als mit Serrations. Da wird auch der rettende Seilschnitt als Erfordernis erwähnt aber was passiert in der Realität?
Wenn ich das freilaufende o. freihängende Seil mit Serrations schneiden möchte, so entsteht ein Ritzeleffekt und das Seil wird gerollt u. weniger geschnitten.
Was die Messerspitze anbetrifft, so habe ich mich mit der GEK – Entwicklung nach meinen Erkenntnissen u. den Erfordernissen gerichtet. diese Spitze ist stabiler als eine klassische Bowiespitze, sie bleibt bei der Stichführung gerade in der Richtung und driftet nicht, dabei ist sie sehr penetrationstauglich, was will man mehr?
Philosophie und persönlicher Geschmack sollten in die 2. Reihe denn vordergründig geht es um ergonomische Erfordernisse und daraus resultierend um Aufwand und Ärger bzw. um ein entspanntes Dasein.