Der Fluch des Indianergoldes aus der Serie Jäger verlorener Schätze
Mit Anton Lennartz auf Slumachs Spuren
Von Filmautor Frank Mirbach
Wenn man seit 15 Jahren im Filmgeschäft tätig ist, dann geschieht es oft, dass Menschen mit ungewöhnlichen Geschichten an einen herantreten. So habe ich im Laufe der Zeit viele unglaubliche, verrückte oder fantastische Storys gehört. Doch die, mit der sich der Kanadaexperte, Survival-Trainer und Forscher Anton Lennartz an mich wandte, überbot alles: grausame Geister, verschollene Menschen, eiskalter Mord und ein sagenhafter Goldschatz.
Seit über 20 Jahren führt der gebürtige Deutsche mit Wohnsitz in Belgien Expeditionen durch die Wildnis der Rocky Mountains. Schon sehr früh entwickelte er spezielle Techniken für das Überleben im Busch. Und er unterhält enge Beziehungen zu den indianischen Ureinwohnern. Seine umfassenden Kenntnisse gibt er in regelmäßigen Seminaren an Interessierte weiter. Manager mit Abenteuerlust lassen sich von ihm vor Ort das Überleben in der freien Natur zeigen. Mindestens zwei Mal im Jahr zieht es den 58-Jährigen in die raue Bergwelt der Coast Mountains. Auf die Geschichte um den Indianer Slumach war er zufällig gestoßen.
Bei einer seiner Expeditionen in Kanada hatte ihn ein äußerst heftiger Regenschauer überrascht. Nachdem er einige Zeit durch den Regen gewandert war, fand er in einer alten Trapperhütte endlich Schutz vor der Nässe. Als er sich umsah, entdeckte er auf einer Ablage ein vergilbtes Buch aus den 1940er Jahren. Scheinbar hatte es ein Trapper oder Holzfäller unachtsam dort hingeworfen. Neugierig blätterte Anton Lennartz darin und stieß auf die Legende um die „Lost Creek Mine“, eine unglaubliche Geschichte von Indianern, Geistern und verschollenen Goldsuchern. Die zentrale Figur dieser Geschichte ist ein alter Indianer namens Slumach, der der Legende nach die reichste Goldader Westkanadas entdeckt haben soll. Doch schon kurz nach seinem sagenhaften Goldfund starb der Indianer durch die Hand des Henkers. Im Angesicht des nahen Todes belegte er das Gold mit einem grausamen Fluch. Seitdem, so überliefert die Legende, bewache sein Geist eifersüchtig den Schatz in der kanadischen Wildnis. Seit dem Tode Slumach`s sind viele Abenteurer auf der Suche nach dem märchenhaften Schatz ums Leben gekommen.
Einerseits war ich skeptisch, die Geschichte erschien mir zu fantastisch. Andererseits gefiel sie mir, denn sie war spannend, tragisch und interessant zugleich. Darüber hinaus faszinierte mich das fundierte Wissen dieses Mannes über die Indianer der kanadischen Westküste und seine große Begeisterung für die einzigartige Natur British Columbias, von der er mir mit glänzenden Augen erzählte. Bei seinen bisherigen Expeditionen in die Rocky Mountains hatte er bereits viel erlebt. Voller Leidenschaft berichtete er mir von den außergewöhnlichen Begegnungen mit den westkanadischen Ureinwohnern und von den Legenden, die sie ihm an ihren Lagerfeuern erzählt hatten. Doch keine dieser Geschichten fesselte ihn so, wie die von „Slumach`s Lost Creek Mine“.
Er begann zu recherchieren und stieß dabei auf unzählige Berichte. „Viele dieser so genannten Tatsachenberichte“, so meint Anton Lennartz, „sind Fantasiegespinste. Sie wurden über viele Jahre weitergegeben und fast jeder, der sie weitergab, hat etwas hinzugedichtet. So ist über die Zeit eine unglaubliche Geistergeschichte entstanden. Heute fällt es nicht mehr leicht, Wahrheit von Erfindung zu.
Doch bei seinen Recherchen fand Anton Lennartz handfeste Beweise für die Wahrheit der Geschichte. Mehr noch, er konnte neue Erkenntnisse gewinnen. Der Forscher und Abenteurer sagte: Ich weiß jetzt, wo sich der sagenhafte Gold-Canyon Slumach`s befindet. Doch es wird ein hartes Stück Arbeit, dorthin zu gelangen. Das Gebiet, in dem sich das Gold befindet, ist nur zu Fuß zu erreichen und das Terrain dort gehört zu den härtesten in Kanada. Alleine hast Du kaum eine Chance dort lebend wieder herauszukommen. Deshalb plane ich eine professionelle Expedition in das Gebiet, um dem Geheimnis um Slumach`s Gold auf den Grund zu gehen.“
Meine anfängliche Skepsis wich großem Interesse. Die Leidenschaft, mit der Lennartz sein Ziel verfolgte, erfasste allmählich auch mich. Und je mehr ich mich damit beschäftigte, desto mehr begeistere ich mich für die Idee von Anton Lennartz, an einer Expedition auf den Spuren einer der spektakulärsten Goldsuchergeschichten seit dem großen Goldrausch von 1859 teilzunehmen.
Deshalb schlug ich Anton Lennartz vor, seine Expedition auf den Spuren Slumach`s mit einem Kamerateam zu begleiten. Das war der Beginn unserer Zusammenarbeit. Gemeinsam planten wir eine spannende Zeitreise in die schillernde Vergangenheit British Columbias, eine Forschungsreise auf den Spuren alter Goldsucher und Indianerlegenden. Es sollte eine Expedition werden in eine der schönsten aber auch gefährlichsten Landschaften dieser Welt: Rau, wild und unzugänglich. Wir wussten, dass das wilde Gelände extreme Anforderungen an die Psyche und die Kondition.
Deshalb verbrachte ich einige Wochen mit Anton Lennartz und seiner Crew in Trainingscamps, in denen er seine Mannschaft auf die bevorstehenden Strapazen und Gefahren vorbereitete. Der erfahrene Abenteurer erwies sich als hervorragender Trainer und gewissenhafter Expeditionsleiter. Er machte kein Geheimnis daraus, was uns vor Ort erwarten würde. Die Wildnis würde so manche Überraschung bereithalten, auf die es sich gut vorzubereiten galt. Immerhin ist sie die Heimat eines der größten Landraubtiere der Welt, des Grizzly. Und damit nicht genug, auch Bergpumas könnten unseren Weg kreuzen. Und so unterzogen wir uns nicht nur einem Lehrgang zum Überleben in der Wildnis, sondern erlernten gemeinsam mit der Crew auch den richtigen und sicheren Umgang mit Waffen, um sie im Notfall einsetzen zu können.
Bei der gemeinsamen Vorbereitung auf die Expedition wuchs schnell das Vertrauen zwischen uns und wir wurden ein gutes Team. Diese „Teamphilosophie“, so lernten wir, war grundlegend für unsere Vorgehensweise in der Natur. Denn nur so war das Risiko in akzeptablen Grenzen zu halten. Man musste sich auf den Anderen verlassen können. Nur so konnte es gelingen, mitten in der Wildnis atemberaubende Bilder einer alles überwältigenden Natur einzufangen und heil zurückzukehren. Vielen der bisherigen Opfern unserer Legende wurde die Missachtung dieses Sicherheitsgedankens zum Verhängnis